Eltern bleiben trotz Trennung – Ein Gastartikel von Diplom-Pädagogin Dagmar Cassiers

Im nachfolgenden Gastbeitrag behandelt Diplom-Pädagogin Dagmar Cassiers das Thema „Eltern bleiben trotz Trennung“:

Auch wenn Sie als Paar auseinandergehen, bleiben Sie ein Leben lang Eltern

Für Kinder ist das Zusammenleben mit beiden Elternteilen in den meisten Fällen
selbstverständlich und normal. Deshalb bringt die Trennung der Eltern das kindliche
Familienbild durcheinander und verlangt vom Kind erhebliche Anpassungsleistungen –
zumal es im Vorfeld einer Trennung oftmals schon psychische Belastungen erfahren
hat, weil es in die Auseinandersetzungen der Eltern verstrickt und zwischen die Fronten
geraten war.

Umso wichtiger ist es, das Kind vor nachhaltigen psychischen
Entwicklungsbeeinträchtigungen zu schützen. Deshalb sollten die Eltern ihre Trennung
so vollziehen, dass sie weiterhin ihrer Verantwortung als Mutter und Vater gerecht
bleiben, ohne das Kind zu instrumentalisieren.

Wenn es gelingt, dass die Eltern auch nach der Trennung für das Kind verfügbar sind,
ihm emotionale Sicherheit geben und es aus den paarrelevanten Konflikten
heraushalten, dann kann das Kind gestärkt aus der veränderten Familiensituation
hervorgehen.

Für das Kindeswohl ist entscheidend, dass die Eltern – trotz aller Kränkungen und
Konflikte vor und nach der Trennung – sich gegenseitig als Elternteil des gemeinsamen
Kindes anerkennen und akzeptieren. Im Idealfall kooperieren die getrennt lebenden
Eltern, um die Betreuung und Erziehung des Kindes entwicklungsgerecht zu gestalten,
unabhängig von Sorgerechts- und Umgangsregelungen.

Für viele Eltern ist so eine Zusammenarbeit, besonders in der ersten, schwierigsten
Trennungsphase, schwer vorstellbar. Aber wenn es um die kindgerechte Entwicklung
und Zukunft geht, gehört es auch zur elterlichen Verantwortung, den emotionalen
Spagat zwischen der Verarbeitung eigener emotionaler Verletzungen und der
sachlichen Kommunikation mit dem jeweils anderen Elternteil zu schaffen.
Dazu gehört auch, das Kind dabei zu unterstützen, telefonischen, digitalen oder
persönlichen Kontakt zum Ex-Partner oder zur Ex-Partnerin zu halten, damit diese:r
nicht plötzlich aus dem Leben des Kindes verschwindet, was wiederum generelle
Verlustängste beim Kind auslösen kann.

Ausnahmen sind, wenn vom Ex-Partner oder von der Ex-Partnerin reale Gefahr für das
Kind ausgeht oder er/sie den Kontakt mit dem Kind verweigert.

Das Kind gerät in einen Loyalitätskonflikt, wenn es erlebt, dass die getrennten Eltern
schlecht über das abwesende Elternteil reden. Das Kind weiß in solchen Fällen nicht,
wem es glauben und vertrauen kann und ob es weiterhin Mama und Papa lieb haben
darf.

Darum ist ratsam, die eigene Zerrissenheit und die Wut auf den Partner oder die
Partnerin auf andere Weise zu verarbeiten, statt sie dem Kind gegenüber zum Ausdruck
zu bringen.

Erfahrene Coaches und Therapeut:innen sind die richtigen Adressaten, um bei der
Verarbeitung von Trennungsschmerz zu unterstützen. Es geht darum, die Trennung als
Teil des eigenen Lebens zu akzeptieren, die eigenen Anteile, die zur Trennung geführt
haben, zu reflektieren und sich auf die Gestaltung der Zukunft zu fokussieren, statt mit
der Vergangenheit zu hadern.

Auch Kinder erleben die bekannten Phasen der Trennungsbewältigung und versuchen
sich in ihrer Hilflosigkeit oftmals als eine Art Vermittler, um die Eltern wieder
zusammenzubringen, weil sie sich in den Gedanken verrennen, die Trennung
verschuldet zu haben.

Eltern sollten dem Kind glaubhaft versichern, dass die Verantwortung für die
Eheprobleme und die Trennung ausschließlich bei ihnen liegt und sie das Kind weiterhin
lieb haben.

Auf die nicht zu verhindernde oder bereits vollzogene Trennung der Eltern reagieren
Kinder häufig mit Angst, Traurigkeit, Verzweiflung oder ungewöhnlichem Verhalten. Um
die Trennung verarbeiten zu können, braucht das Kind die Möglichkeit, seine Gefühle
verbal oder nonverbal zum Ausdruck bringen zu können. Hier kann es durchaus hilfreich
sein, eine:n Kinder- und Jugendpsychotherapeuten oder -therapeutin hinzuzuziehen, um
das Kind bei der Trennungsbewältigung zu unterstützen.

 

Vielen Dank an Frau Cassiers für den informativen Gastbeitrag!

Dagmar Cassiers

Diplom-Pädagogin
HP für Psychotherapie
Zertifizierte ILP®-Therapeutin und Coach
Zertifizierte ILP®-Paar-Therapeutin
CAI® Online-Coach / Coach on demand
017680808851
https://www.cassiers-coaching.de/

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